Montenegro
Ich hatte um ehrlich zu sein nie vor, nach Montenegro zu reisen. Das Land schien mir sehr unscheinbar und ich wusste zu dem Zeitpunkt als Marci es als Reiseziel vorschlug noch nicht einmal wo dieses Land liegt. Doch es machte mich neugierig und ich bin so dankbar das wir dort hingereist sind. Dieses Land hat so viel zu bieten und ist absolut atemberaubend schön. Wir fuhren mit unserem Pickup los, es war die längste Fahrt die wir jemals mit ihm unternommen haben. Wir benötigten 16 Stunden reine Fahrtzeit. Auf dem Hinweg, übernachteten wir eine Nacht in Kroatien und fuhren daraufhin weiter. Am ersten Tag fuhren wir die Küste entlang, nach Perast. Dieses kleine Städtchen liegt direkt am Meer, doch dieses erinnert mehr an einem See, da das Meer von hohen Bergen umkreist ist. Die alten Bauten und die Palmen, lassen einen beinahe glauben man befinde sich der Karibik.
Für die Nacht fuhren wir zu einem kleinen abgelegenen Strandteil. Man konnte nur mit dem Allrad dort hingelangen und nur ab und zu besuchten uns einheimische oder eine kleine Gruppe von jungen Leuten aus Spanien. Am Ende des Abends waren wir ganz alleine. Zündeten ein Lagerfeuer an und sahen der Sonne nach, wie sie hinter dem Meer verschwand. Am nächsten Tag schwammen wir erneut früh morgens im Meer und ich schwamm mit dem SUP weit ins offene Meer hinaus.
Es war eine kleine abgelegene Bucht die fast keiner zu kennen schien. Der Strand bestand aus Steinen, was uns nicht weiter störte. Die Aussicht war der Wahnsinn und diese Abgeschiedenheit tat uns richtig gut. Tatsächlich war dieser Punkt nirgendwo auf den Apps angeschrieben, die es gibt um Plätze zum Wildcampen zu finden. Wir fanden ihn, über GoogleMaps, indem wir die Küste absuchten und einen kleinen Weg zu diesem Ort fanden. Es war natürlich gewagt, die kleine Abzweigung zu nehmen und als es immer enger wurde und die Ranken mal wieder an unserem Pickup kratzten, waren wir uns nicht sicher, wie lange es noch voran ging.
Leider gab es auch keine Wendemöglichkeit, was die Sache noch riskanter machte. Weiter unten, stieg ich dann aus, um Marci einzuweisen, da es große Löcher und Steinbrocken auf dem Weg gab. Am Ende sind wir ganz gut voran gekommen und haben es sicher nach unten geschafft. Ich erzähle euch dass, um zu verhindern, dass ich euch irgendwo festfahrt. Schaut euch die Wege im Vorfeld an, indem ich den Weg zuvor ein Stückweit ablauft oder sucht im Internet, nach Beschreibungen. Wichtig ist, niemals zu riskieren dort stecken zu bleiben. Denn manchmal sind die Wege so schmal, dass es beinahe unmöglich ist abgeschleppt zu werden. In unserem Fall waren wir die Einzigen die sich dort hinab getraut haben und das war auch gut so, denn es gab nur diesen einen Platz an dem man stehen konnte, der Rest der Anhöhe war zu steil. Doch wir hatten einen perfekten Ausblick auf den Strand und das Meer.
Der Canyon Nevidio war der erste Canyon den ich jemals gesehen habe. Um dort hinzugelangen, muss man eine schmale Straße entlangfahren. Mit dem Gegenverkehr war es leider nicht so einfach, da links von einem der Abgrund kam. Es gibt dort keine Leitplanke, dass hießt, ihr solltet sehr Fahrsicher sein, um dort hinzugelangen. Doch der Ausblick lohnt sich alle male. Wir fühlten uns etwas wie in einem Regenwald und die Aussicht war atemberaubend schön. Wir fanden einen kleine Lichtung und fuhren dort hin. Diese hörte direkt oberhalb dieses Flusses auf. Wir standen nur wenige Meter mit dem Pickup davon entfernt, völlig allein, auf einer Wiese. Wir befürchteten schon ein Bauer würde uns vertreiben, doch keines der Fahrzeuge die an uns vorbeifuhren, hielt auch nur an. Am nächsten Tag, waren wir von einem dichten Nebel umhüllt und konnten weder die Straße, noch den Canyon erkennen. Dieser Nebel hatte etwas magisches, da wir komplett von ihm verschlungen waren. Nach wenigen Minuten war der Nebel verschwunden und die Sonne war wieder zu sehen.
Unsere Stellplätze und Campingplätze suchten wir uns jeden Mittag aus, bevor es weiterging. Wir entschieden spontan in welche Richtung wir fuhren und sahen uns einen Platz an oder Fragten bei einem Campingplatz nach. Keiner der Campingplätze war ausgebucht, was die Sache erheblich erleichterte. Manchmal waren die Campingplätze auch nur eine Wiese hinter dem Haus, von netten Menschen. Einmal campten wir in dem Garten von einem älteren Ehepaar und ihrem Sohn. Sie luden uns sofort ein, mit ihnen einen Schnaps zu trinken und auf einen Kaffee.
Natürlich verstanden wir nicht viel von dem was sie sagten, aber sie waren sehr freundlich und wir verstanden uns mit Händen und Füßen. Ein anderes Mal fuhren wir in den Bergen. Wir sahen dort nachdem wir Ewigkeiten umherfuhren, einen alten Toyota auf uns zufahren, der Mann hielt an und ließ sein Fenster runter. In dem Auto saßen 5 Männer. Er wartete nicht lange und sagte mit einem leichten Akzent. “Hey ihr seit ja Deutsche, falls ihr es nicht eilig habt, meine Frau und ich wohnen hier. Kommt vorbei ich bringe nur noch kurz diese hässlichen Typen nach Hause!”. Ich war völlig perplex und sah irritiert zu Marci. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet hier in den Bergen im Nirgendwo jemanden zu treffen der Deutsch sprach.
Es kam heraus, dass seine Frau deutsche war und sie vor ein paar Jahren nach Montenegro auswanderten. Sie hatten in den Bergen eine Berghütte, auf der sie im Sommer lebten. Ihr belgischer Schäferhund knurrte uns anfangs gefährlich an, doch am Ende saß er auf unserem Schoß und ließ sich ununterbrochen streicheln. Wir wurden abends zu einem Freund von ihnen eingeladen, der Schäfer war und den Sommer in den Bergen verbrachte. Er und sein Bruder lebten dort oben den ganzen Sommer in einer kleinen Hütte ohne fließend Wasser und Strom. Wir bekamen sehr viel Schnaps, selbst gemachter Käse und Brot. Der Abend war sehr schön und diese Menschen waren so gastfreundlich und lieb wie ich es so noch nie erlebt hatte.