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Selbst ist die KFZ-Mechatronikerin

Jeder Mensch muss sich im Leben die Frage stellen, in welche berufliche Richtung er gehen möchte. Mir ist es sehr schwer gefallen eine Ausbildung zu finden die zu mir passt. Anfangs habe ich eine weiterführende kaufmännische Schule besucht, aus dem einfachen Grund, da es die anspruchsvollste in diesem Bereich war. Danach machte ich viele Praktika und versuchte mich in vielen Bereichen auszuprobieren. Zu dieser Zeit wollte ich keine kaufmännischen Beruf haben. Ich wollte etwas, womit ich glücklich werde und was mir Spaß macht. 

In meinem Praktikum bei einer Niederlassung eines großen Autoherstellers als Kfz-Mechatronikerin hat mir viel Spaß gemacht. Ich fühlte mich sofort wohl und liebte es mit meinen Händen zu arbeiten und etwas zu tun was nicht jeder machte. Ich traute mich in einen Beruf in dem Frauen noch nicht sehr etabliert sind. Wir waren nur wenige Frauen in der Werkstatt. Ich bin stolz darauf, dass ich jede Arbeit, die meine Kollegen vollbrachten auch getan. Ich habe die Gruben geputzt, habe die Schrottboxen geleert, habe Tage lang die Räder gewechselt zur Räderzeit und dabei nicht mal vor den großen SUV-Rädern halt gemacht. Zu meiner Zeit benutzen wir noch nicht einmal Hilfsmittel und ich spürte natürlich die enorme Kraft die ich aufbringen musste, um den Beruf auszuleben. 

Dieser Beruf hat mich selbstbewusster gemacht, er hat mir gezeigt, dass ich mich auch in einer reinen Männerwelt durchsetzten kann und das selbe schaffe wie sie. Ich musste mir viele dumme Sprüche anhören, aber hatte auch viel Unterstützung und die nettesten Kollegen die man sich vorstellen konnte. Die Umgang miteinander war rau und auch ehrlich. Jeder sagt dort was er denkt, flucht, schreit oder wirft sein Werkzeug auf die Werkzeugkiste vor Wut, wenn etwas nicht funktioniert. Aber ich mochte diesen Umgang, ich fühlte mich dort wohl und habe gemerkt wie ich immer offener wurde und auch selbst den ein oder anderen Schrei loswurde oder viel geflucht habe. Es ist nicht für jedermann was, aber ich habe die Zeit wirklich genossen. 

Nach meiner Ausbildung, gab es leider keine Stelle in der Werkstatt, weshalb ich im kaufmännischen Bereich eingelernt wurde. Anfangs war ich enttäuscht und der Umgang mit den neuen Kollegen war befremdlich. Ich wurde sofort in den Kundenbereich gesetzt und während dem Ende meiner Ausbildung war ich meist alleine in der Abteilung und es war hart, diese 180 Grad wende. Ich musste mich komplett umstellen und den ein oder anderen Fluch hinunterschlucken, anstatt ihn hinauszuschreien. Nach kürzester Zeit fiel mir jedoch auf, dass ich gut in dem war, was ich tat. Dieser Job brachte meine kaufmännische Fähigkeiten wieder ans Licht. Ich schaffte es nach kurzer Zeit von einer Frau in der Werkstatt, zu einer Frau im Kundenkontakt zu werden. Ich habe mich weiterentwickelt. 

Anfangs dachte ich darüber nach, wieder in die Werkstatt zurückzugehen, doch mir wurde klar, dass ich diesen Beruf nicht mein ganzes Leben lang ausüben konnte. Die körperliche Anstrengung ist sehr hoch und auch wenn es mir spaß gemacht hat, der Druck wird immer höher. Selbst die meisten aus meinem Team haben sich wegbeworben. Ich hätte den Beruf noch viele Jahre ausüben können, aber nicht für immer. Natürlich habe ich auch über eine Meisterstelle nachgedacht, doch da ich mit ihnen im engen Kontakt arbeite, sah ich ein das es auch nicht der richtige Beruf für mich ist. Ich möchte nicht für immer im Kundenkontakt arbeiten. Auch wenn ich es mag mit Kunden zu arbeiten, ist es nicht dass was ich möchte. 

Im Grund war es gut, dass keine Stelle frei war, den so erkannte ich, dass mir das kaufmännische und technische Lag und ich es in gewisser weise verbinden konnte.  

Ich habe mir eine Hebebühne, eine Reifenmontagemaschine und Reifenwuchtmaschine gekauft. Mehrere Werkzeuge und alles in der Garage meines Vaters aufgebaut. Dort kann ich meiner alten Berufung nachkommen. Ich schraube mit meinem Mann oder meinem Vater gemeinsam in unserer kleinen eigenen Werkstatt. Wir bauten unser eigenes Rallyefahrzeug aus. Bauten unseren Ranger zum Expeditionsfahrzeug um. Reparieren unsere Fahrzeuge und die unserer Familien, wo wir immer etwas zu tun haben. Da ich privat immer etwas zu schrauben habe, konnte ich diesen Beruf nie vermissen. Im Gegenteil, ich bestimmte selbst, wann ich in die Werkstatt gehe und dort wieder schraube. Ich habe meine Beruf zum Hobby gemacht und fühle mich gut damit. Ich werde immer eine Kfz-Mechatronikerin sein, solange ich an meinen eigenen Fahrzeugen schraube und dabei spaß habe. Ich bereue diese Ausbildung auf keinen Fall. Ich interessiere mich noch immer sehr stark für Autos und bin so dankbar für diese tolle Ausbildung und das was ich erreicht habe. Diesen Titel kann mir keiner mehr nehmen und ich bin stolz darauf. 

Niemand sollte sich sagen lassen, was man kann und was nicht. Ich erinnere mich daran, dass ich mit meinem Ausbilder auf einer Veranstaltung war, um meinen Beruf vorzustellen. Ein Mädchen, das noch nicht wusste welche Ausbildung sie machen möchte kam zu mir und interessierte sich für meinen Beruf. Sie hatte Interesse daran Kfz-Mechatronikerin zu werden. Als der Vater jedoch meine Hände sah, zeigte er darauf und sagte “Sie dir mal ihre Hände an, die sind total verkratzt. Möchtest du das deine auch so aussehen?”. 

Dieser Satz hat mich geschockt. Zu dieser Zeit hatte ich Violett unsere Katze gerade erst bekommen und die meisten Kratzer waren von ihr da sie noch sehr jung und verspielt war. Doch diese Aussage, werde ich nie vergessen. Es klang so abwertend. Ich hatte öfters verkratze Hände. Viele Teile sind sehr scharfkantig und man rutsch schnell ab, doch das hat mich nie gestört. Meine Hände waren meist selbst nach langem schrubben noch tage lang schwarz. Auch darauf wurde ich oftmals angesprochen aber wieso ist es ein unterschied wenn eine Frau Kratzer und schmutzige Hände hat als ein Mann? Ich war geschockt über diese Aussage. Um ehrlich zu sein bin ich stolz darauf, dass ich mit den Händen hart gearbeitet gehabe und auch schmutzige Hände hatte. Es zeigt, dass ich stark bin und mir auch mal die Hände schmutzig mache. Wenn ich ehrlich bin, brauche ich diesen Beruf im privaten. Ich mag es Bremsen zu tauschen, Räder zu wechseln oder einen Ölwechsel zu machen. Meine Fingernägel sind danach immer tagelang schmutzig, aber das stört mich nicht. Es ist ein Teil von mir und ich mache es noch sehr gerne, wenn natürlich auch nicht immer. Ich mag es wenn mich Freunde um rat fragen oder fragen ob ich etwas reparieren kann. Dafür habe ich die Ausbildung gemacht und Jahrelang gelernt und gearbeitet. 

Diese Vorurteile, dass eine Frau diesen Beruf nicht ausleben sollte, da sie dreckige oder verkratzte Hände bekommen könnte, finde ich lächerlich. Es gibt mit Sicherheit Frauen, die diesen Beruf über Jahrzehnte ausleben und ich bewundere diese Frauen. Ich selbst werde vermutlich niemals aufhören zu schrauben, da ich es so sehr liebe.